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Die Musik dröhnt, ich suche Matti. Ich versuche, ihn zum Tanzen zu überreden, aber er schüttelt nur den Kopf und lässt sich zurück auf die Bank fallen.
Es ist Silvesternacht. Es ist fünf Uhr morgens, unser Club ist noch voll. Lea tanzt auf der Tanzfläche mit vier anderen Jungs. Ich gehe hin, tanze mit. Sie sind betrunken und auch ich bin nicht mehr nüchtern. Lea wendet sich einem der Typen zu, es ist Spannung zwischen ihnen. Nur ich weiß, dass sie eigentlich Freunde sind. Eigentlich. Manchmal verwischen die Grenzen eben.
Ich spüre eine Hand, die sich ganz vorsichtig an meine Hüfte legt. Ich erkenne den Kerl, doch kennen wäre übertrieben. Wir bewegen uns miteinander, ich spüre seine Wange an meiner, seine Bartstoppeln kratzen angenehm auf meiner Haut. Ich blicke auf, sehe Matti, der vorbeiläuft. Er guckt mich an, bleibt kurz stehen. Und dann läuft er einfach weiter und es ist mir egal. Er wollte sowieso nie. Er wird nie wollen.
Um halb sieben stehen wir alle im Bus, mehr oder weniger klar im Kopf.  Die Jungs scherzen, wer mit wem nach Hause geht. Lea guckt mich an und uns beiden ist klar: Zu uns kommt keiner mit.

"Wieder wach?", lacht Lea mich durchs Telefon an und ich muss grinsen. Der Nachmittag nach Silvester, Zeit für Frühstück. "Grade so", gähne ich. Wir reden nochmal über gestern, zusammen bauen wir all die kleinen Puzzlestücke zusammen. "Was sagt Felix so?", erkundigt sie sich schließlich, "hat er dir ein frohes neues Jahr gewünscht?" Ich seufze. "Ja." Einen Moment zögere ich, dann sage ich gerade heraus: "Ich habe einen Entschluss gefasst. Ich fahr hin. Nächstes Wochenende." Bevor Lea sich beschweren oder protestieren kann, sage ich: "Ich weiß, du findest es nicht gut. Mama findet es auch nicht gut. Keiner findet es richtig gut. Aber weißt du... wenn ich das nicht mache, werde ich es mir vielleicht ewig vorwerfen. Und ich will mir nichts vorwerfen können." Lea schweigt eine Weile, dann sagt sie: "Irgendwo verstehe ich dich. Du musst ja auch nichts jetzt entscheiden. Du machst schon das Richtige." - "Danke."

5 Kommentare:

  1. naja, wenn liebe einfach wäre, wäre sie nicht mehr so wichtig.

    wieso sorgen machen, weil eine person fehlt? also, wenn sie die wichtigste ist... wo war sie?

    <3

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  2. felix ist der, der so weit weg wohnt?
    naja, entfernung ist ein arschoch, das weiß ich auch... kann ich gut nachvollziehen :(
    red mit ihm. frag ihn. wenn er sich jetzt nicht entscheiden kann, wird er es nie können... ja, ich weiß, ich hab keine anhnung und kenn ihn nicht und so weiter. aber das ist meine erfahrung mit den kerlen. und, glaubs mir, ich hatte einige von der sorte -.-
    xx

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  3. AWWW WIE SÜß! ♥♥♥ Sei dir sicher, 2013 werde noch ganz viele Worte kommen. Immer wenn du postest, immer wenn du sie brauchst!! :*

    "Manchmal verwischen Grenzen eben." Das ist unglaublich schön und es trifft auch ein wenig auf meine Silvesternacht zu! ;)

    Alles Liebe im neuen Jahr! ♥♥♥

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  4. Thihi dir erzähl ich's gerne, ist aber nicht sonderlich spannend! :)
    ZU Silvester habe ich mit einem Kumpel geschrieben und nach einer Weile war der dann auch richtig zu und hat die ganze Zeit solche Sachen wie "Ich hab dich soooo lieb" und "Luna, ich liebe dich" geschrieben. Und in dem Moment hab ich's einfach so sehr genossen. Irgendwann meinte er dann so: "Ich will dich umarmen!" und ich hab geantwortet: "Ich mag dich jetzt küssen. Nur heute und nur so freundschaftlich, aber trotzdem!" ;) Und dann meinte er: "Komm wir treffen uns jetzt", aber ich wo ganz anders gefeiert als er. Ich meine, klar war er betrunken, aber ich habs trotzdem genossen. Später dann hat sein Kumpel von seinem Handy aus mir geschrieben, dass mein Kumpel jetzt schliefe und dass er so hart zu war. Er meinte auch: "Der mag dich echt, hat er vorhin gesagt.", aber ich hab geschrieben, dass er ja nur betrunken war.
    Jaa, keine Ahnung, das ist so eine kleine verwischte Grenze, aber sie ist jetzt eher wieder weniger verwischt! ;)

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