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Jespers Hände fahren durch meine Haare und ziehen meinen Kopf näher zu seinem heran. Er blickt mir in die Augen und ich sehe, dass er mich will. Morgen früh wird er mich vielleicht nicht mehr wollen, aber jetzt grade tut er es und der Rest interessiert mich nicht. Er gibt mir einen Kuss, der alle Gedanken auslöscht, beißt mir auf die Unterlippe, fährt mit seinen Händen meinen Rücken hinauf und hinunter. Mein Pulsschlag beschleunigt sich, ich küsse seinen Nacken und spüre, wie er eine Gänsehaut bekommt. Er nimmt wieder meinen Kopf in seine Hände und schaut mir in die Augen.
Es ist unsere Freundschaft, die ich darin sehen kann. Die Zuneigung, die wir spüren, hat nur mit dieser Freundschaft zu tun. Wir haben das schon einmal gemacht, uns heimlich getroffen, rumgeknutscht, uns berührt. Es ist fast ein Jahr her und an unserer Freundschaft hat es nichts geändert. Damals waren wir bei einer Hausparty in den Wäschekeller geflüchtet, um nicht erwischt zu werden. Diesmal sitzen wir heimlich im Dunkeln in meinem Auto, auf einem alten, verlassenen Parkplatz, haben die Türen abgeschlossen und unsere Kleidung quer im ganzen Auto verteilt.
Warum wir das machen? Ich weiß es nicht genau. Es fühlt sich gut an, so viel steht fest. Und es schadet uns nicht. Wir finden uns gegenseitig gut, wir sind uns vertraut, aber nicht so vertraut, dass wir schon wüssten, was der andere mag und was nicht.

Irgendwann stehen wir wieder vor seiner Haustür. Er schaut mich an, lächelt, gibt mir einen Kuss. "Soll ich den Motor nochmal abstellen?", frage ich ihn neckend und muss grinsen. "Nee, musst du nicht...", murmelt er, da trifft er mit seinen Lippen schon wieder auf meine und ich stelle den Motor doch ab.
Er ist nicht mehr für mich als ein Freund, aber ich kann ihm alles anvertrauen. Wenn ich nachts nicht schlafen kann, schreibe ich ihm. Wenn ich morgens aufwache, hoffe ich, dass er geschrieben hat. Wenn er mir ein Kompliment macht und mir sagt, ich sei schön, dann freue ich mich unheimlich darüber.
Aber es kribbelt nichts. Es ist wohl das erste Mal, dass ich jemanden küssen kann, ohne dass irgendetwas in mir kribbelt. Und so, wie ich ihn kenne, geht es ihm genauso und das macht alles so wunderbar unkompliziert.

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