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"Danke, danke, danke. Ich habs einfach noch nicht geschafft, es mir zu kaufen", lächele ich Michi an und nehme das Buch entgegen. Er erwidert mein Lächeln. "Ist doch kein Problem, ich brauch das im Moment eh nicht. Und so kannst wenigstens du damit lernen." Er überlegt einen Moment. "Möchtest du noch kurz reinkommen?", bietet er dann an und tritt einen Schritt zurück. Ich zögere, ich will mich nicht aufdrängen und es ist schon spätabends. Aber meine Neugier siegt. "Gerne", sage ich also, gehe an ihm vorbei in die Wohnung und schaue mich um. Besonders groß ist es nicht, aber es reicht. Es ist sauber und aufgeräumt, was mir sehr gefällt.
Michi bietet mir einen Platz auf seinem Bett an. "Und, wie gefällt dir die Stadt?", fragt er und blickt mir fest in die Augen. Mir wird irgendwie warm. "Gut", sage ich und versuche, meine Stimme normal klingen zu lassen. "Es ist wunderschön hier, grade jetzt, wo Sommer wird." Er grinst. "Ja, da hast du recht. Ganz schön grün, oder?"
Ich muss lachen und weiß genau, was er meint. Überall haben die Bäume plötzlich Blätter bekommen, das Leben findet direkt auf der Straße statt, alle haben gute Laune. Nachts braucht man keine Jacke, weil es so eine laue Luft ist. Tagsüber träumt man von Eis und Smoothies und Baggerseen, und wenn man abends im Bett liegt, riecht die Haut nach Sonne. Es ist irgendwie kein Wunder, dass ich Michi grade jetzt gut finde: Frühling ist einfach eine gefährliche Zeit für Singles.

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